Dr. Max Seefelder im Vorwort der NIEDERBAYERNLIEDER:
"Bringan S' a Liadabuach mit niederboarische Liada raus!" Das schlug die Bäuerin und Bezirksrätin Rosemarie Gruber (1930–1999) aus Baiersdorf im Jahr 1988 vor. Ich hatte als junger Bezirksheimatpfleger gerade meinen Dienst beim Bezirk Niederbayern in Landshut angetreten. Mit ihrem wohlwollenden Rat stellte mich die engagierte Kommunalpolitikerin vor eine damals kaum zu bewältigende Aufgabe. Denn Volkskultur, insbesondere ihre musikalische Seite, war beim Bezirk Niederbayern bis dahin kein Thema gewesen. Es gab keine Musikaliensammlung, keine Literatur, geschweige denn ein Archiv, worauf man für die Herausgabe eines regionalen Liederbuchs zurückgreifen hätte können.
Dr. Philipp Ortmeier zur Liedersammlung:
Niederbayern birgt einen reichen Fundus an regionalem Liedgut. Aus dieser Überzeugung heraus begannen Maximilian Seefelder und Andreas Masel gegen Ende der 1980er Jahre mit der Sammlung und Archivierung handschriftlicher Lied aufzeichnungen. Sie legten damit den Grundstein für ein Liedarchiv, das dem zur selben Zeit gegründeten Volkskulturarchiv des Bezirks Niederbayern in Landshut angegliedert wurde. Bereits seit den frühen 1980er Jahren hatte Maximilian Seefelder selbst zahlreiche Lieder in der Hallertau aufgezeichnet. Hinzu kamen Entdeckungen weiterer in Niederbayern tätiger Musikforscher wie Willibald Ernst, Helmut Wagner oder Franz Schötz. Doch auch älteres Material wurde in das Archiv aufgenommen, darunter die Aufzeichnungen von Ludwig Simbeck, Alfons Listl und Franz Xaver Bosl. Seit 2000 wird der stetig wachsende Bestand von Veronika Keglmaier betreut. Er bildete die Grundlage für das nun vorliegende Liederbuch.
Die Lieder dieser Veröffentlichung wurden der gängigen Singpraxis heutiger (um 2010!) im dreistimmigen Liedsatz aufbereitet.
Aus mehreren Gründen fiel die Wahl des Beispiels auf die Nummer 29 des sehr edel gestalteten Liederbuchs:
zu 29: Aba eantadhoi da Doana
Franz Schötz und Xander Wandinger zeichneten dieses Lied 1992 im „Mooshof" auf, einer ehemals beliebten Glasmacherwirtschaft neben den Schott-Werken in Zwiesel. Gesungen wurde es von den Brüdern Ferdinand und Johann Stangl - auch bekannt unter dem Hausnamen Feiderer- die aus einer Fuhrmannsfamilie stammten. Roland Pongratz nennt als weitere Gewährsperson den Glasmacher Helmut Rankl, der ebenfalls häufig in diesem Wirtshaus verkehrte.
Das Lied spielt - ähnlich wie das vom Baumsteftenlenz mitgeteilte Lied vom Ammerhof – auf den Reichtum der Bauern im fruchtbaren Gäuboden im Gegensatz zur Armut der Bauern des kargen Bayerischen Waldes an. Das Gäubodenmädchen ist zwar gut betucht, das Bayerwaldmädchen aber hat ein Herz aus Gold.
Quelle: Aus den Materialien zum 30. Herbsttreffen niederbayerischer Musikanten, Tänzer und Sänger 2003.
Weil erste Recherchen nach Aufnahmen dieses Liedes keinen Erfolg hatten, ist der Satz von Dr. Philipp Ortmeiner ein wenig verändert für SATB angepasst worden und als mp3 aufrufbar:
Info:
NiederBayernLieder (= Materialien zur musikalischen Volkskultur in Niederbayern, Band 11)
Niederbayerische Lieder aus mündlicher und schriftlicher Überlieferung. Ausgewählt, bearbeitet und kommentiert von Philipp Ortmeier in Zusammenarbeit mit Willibald Ernst, Veronika Keglmaier und Maximilian Seefelder, hrsg. von Maximilian Seefelder und Philipp Ortmeier, Landshut 2012, ISBN 978-3-942155-02-1. 15 Euro
Dem Kulturreferat des Bezirks Niederbayern sei für die Genehmigung zur Veröffentlichung und Bearbeitung dieses Liedes gedankt!