Joseph Gabler (1824-1902), Dechant - heute Dekan - zu Waidhofen a. d. Ybbs sammelte in über 40 Jahren größtenteils im Waldviertel und in seiner Diözese St. Pölten im 19. Jahrhundert Hunderte von 'geistlichen Volksliedern' und veröffentlichte diese in zweiter Auflage in Linz/Regensburg im Jahre 1890.

Nach "Weiterlesen" finden sich an die 20 geistliche Volkslieder aus Gablers LIedersammlung, durchaus 'innovativ' aufbereitet.

In seiner umfänglichen 'Vorrede' schreibt er u.a.:

  • die Texte sind Manuskripten der Vorbeter und Vorsänger bei Prozessionen und außerkirchlichen Volksandachten entnommen
  • die Singweisen wurden, wie sie vom Volk gesungen wurden, aufgeschrieben und ohne wesentliche Änderung wiedergegeben
  • in den Singweisen tritt noch mehr als in den Texten der volkstümliche (Anm. des Verfassers dieser Beiträge: heute wohl 'volksliedhafte') Charakter dieser Lieder hervor
  • sie - die Lieder - werden ohne jede Begleitung irgendwelcher Instrumente von den Vorsängern zweistimmig vorgesungen und von allen Teilnehmer meist dreistimmig (Anm. des Verfassers dieser Beiträge: zweistimmig mit Funktionsbass) nachgesungen
  • in diesen Liedern zeigt sich die ganze Macht des Volksgesanges
  • zum Zweck der Herausgabe: Es sollen die der Vergessenheit allmählich anheimfallenden religiösen Volkslieder dem Volke bewahrt bleiben

Ernst Schusser, der beim Bay. Landesverein für Heimatpflege im Jahre 1984 als freier Mitarbeiter den Nachdruck entscheidend vorangebracht hat, schreibt im Vorwort des Herausgebers:

"Erfreulicherweise beschäftigt sich die Volksliedpflege gerade in jüngster Zeit verstärkt mit überlieferten geistlichen Volksliedern, die vor allem für die Gestaltung traditioneller Singgelegenheiten (Andachten, Wallfahrten, Prozessionen, Volksschauspiele u. a.) und neugeschaffener Singanlässe (z. B. Adventsingen, Passionssingen) herangezogen werden. Mit der Erneuerung der katholischen Meßliturgie haben auch geistliche Volkslieder Eingang in die Gottesdienstfeier gefunden, wobei sich jedoch an den Bestimmungen des II. Vatikanischen Konzils zur Verwendung der Musik und des Volksgesanges häufig die Geister scheiden: Dialekt oder Hochsprache, Liedvortrag oder Einbeziehung der Gemeinde, Mehrstimmigkeit für Gruppengesang oder überlieferte volksmäßige Mehrstimmigkeit usw. Während etwa für Advents- und Weihnachtssingen eine reiche Auswahl von entsprechenden Liedern zur Verfügung steht, mangelt es bei einzelnen Singanlässen (z. B. Andachten an Heiligenfesten, Volksgesang zur Messe) an geeigneten geistlichen Volksliedern. Um diese Lücke schließen zu können, möchten wir mit der vorliegenden Ausgabe interessierten Kreisen entsprechendes Quellen- und Arbeitsmaterial zugänglich machen, das es auf seine Verwendbarkeit in der heutigen Zeit zu überprüfen gilt."

 

Die Aufbereitung der Gabler-Lieder durch den Vorsitzenden des Kulturfördervereins Joseph Schlicht aus Steinach für das LIEDER-Projekt "am Brunnen - alternatives Singen" folgt im Detail dem oben Gesagten. Auch wird versucht, das Kirchenjahr in GABLER-Liedern abzubilden. Die Quellenlage dazu ist ja ganz ausgezeichnet!


Die Quellenangaben bei den Liedern bedeuten:

  • zB Gabler ngN 30 - Joseph Gabler: neue geistliche Nachtigall, Nr 30, Linz 1884 - enthalten als Auszug der einstimmigen Melodien in 'Unverändeter Nachdruck München 1984, Bayerischer Landesverein für Heimatpflege e.V., München'
  • zB Gabler GVL 95 - Joseph Gabler: geistliche Volkslieder, Nr 95, 2. Auflage, Linz/Regensburg 1890 - aus 'Unverändeter Nachdruck München 1984, Bayerischer Landesverein für Heimatpflege e.V., München', i.d.R. zweistimmige Melodien

Bei allen Liedern wurden die Noten mittels Finale gesetzt. Auch hat die Angabe Satz: pk ... bei ngN-Liedern eine gewissen Berechtigung, weil eine 'einstimmige' Melodie ja durchaus auf verschiedene Arten harmonisiert werden kann. Bei den GVL-Lieder veröffentlich Gabler i.d.R ja zweistimmige Noten, dass sich "Satz: pk" auf das Hinzufügen einer Bassstimme beschränkt. Ganz selten wurde in die Zweistimmigkeit eingegriffen und damit eine sperrige Harmonisierung vermieden.

Literatur:

Pfarrer Joseph Gabler - Leben und Werk: Link

Joseph Gabler, Geistliche Volkslieder - bei Amazon: Link

Bläsersätze, u.a. zu Liedern des Joseph Gabler, gesetzt von Erich Sepp


Advent

Wie langsam seid ihr zu erhören - ngN 30

WieLangsamKopfzeile

Gesamtklang: 

Sopran:    Alt:

Bass:

Dazu würde passen ngN 29: "Nachdem viertausend Jahr verflossen", zusammen mit einer theologischen Betrachtung alttestamentlicher Vorstellungen könnte das Lied durchaus reizvoll sein. Vielleicht sollte man zu dieser schöne Melodie aber einen 'neutestamentlichen' Text machen - oder 'abschreiben' von GL 225. Diese Strophen stammen von dem ev. Pfr. Schille aus dem Jahre 1971 und passen sich sehr gut in den Rhythmus der wohl an die 200 Jahre alte Melodie ein. Gottfried Schille wurde 6. August 1929 in Dresden geboren und starb am 23. Februar 2005 in Leipzig.

Wir ziehen vor die Tore der Stadt - Weise Gabler ngN29, Worte Gottfried Schille 1971

Wir ziehen

3-stimmig: 

S:   A:

B:


Weihnachten

Sei mir gegrüßet - GVL 68

FreuetEuchKopfzeile

Gesamtklang: 

S: A:

B:

 


Freuet euch! - GVL 52

FreuetEuchKopfzeile

Gesamtklang: 

S: A:

B:

 


österliche Bußzeit

Du, o Mensch, am hellen Morgen -  GVL 387; Gabler überliefert 20 Strophen

 DuOMenschKopfzeile

3-stimmig: 

S: A:

B:

 


Herr, uns're Brüder leiden Not - GVL 278

Anmerkung zum Text dieses - für Gabler ungewöhnlich - in einer Moll-Tonart gesetzten Liedes: Die erste Strophe entspricht wohl nicht mehr unseren heutigen theologischen Ansprüchen eines gnädigen Gottes, der "nicht der Sünden Schuld bezahlen lässt". Deshalb der Versuch einer 'neuen' 2. Strophe auf Grundlage von GL 508, für den liturgischen Gebrauch in Steinach St. Michael vom Chorleiter ergänzt mit "Und weise uns, eh wir gehen müssen ..."

HerrUnsreBruederKopfzeile

Hier gibt es das Liedblatt als pdf: Link - und dann die mp3-Klänge

3-stimmig: 

S: A:

B:


Diese beiden Tag - mit Gründonnerstag sind es eigentlich drei - stellen ohne Zweifel im Christentum den Höhepunkt des liturgischen Geschehens dar. Deshalb hat der Steinacher Singkreis über die Jahre hinweg der Pfarrei Steinach seine Dienste angeboten:

Am Gründonnerstag Unterstützung des nach dem Gloria unbegleiteten Gemeindegesanges und nach der Translation des Allerheiligsten in einen Seitentabernakel "Singen beim Tabernakel" - in Erinnerung an "Singen bei der Krippe" in der Christmette.

Am Karfreitag Begleitung der Liturgie mit Musik (!) und Gesang. Dabei 'übersetzen' die Lieder des Steinacher Singkreises die Passionstexte sozusagen in die Sprache des Volkes, durchaus vergleichbar mit den Chorälen der Bachschen Passionen. Die Musik, meist 3 Klarinetten, schufen einen Raum für Besinnung und Betrachtung.

Am Ostermorgen 5 Uhr sang die Choralschola des Steinacher Singkreises das österliche Exsultet, gregorianische Gesänge und dann mit den Singkreis-Frauen auch Gabler!

Gründonnerstag: Auf dem Ölberg ist die Stätten - Pange linqua v. Bruckner 

Karfreitag: Passions-Lieder und Passions-Musik, darunter nach J. Gabler die Musiken Nr. 2 bis Nr. 5 - siehe Notenpool // zum Programm von 2012 ff der Karfreitagsliturgie in St. Michael zu Steinach

Gabler GVL 130 zur Kreuzverehrung: Ecce Homo!


siehe Notenpool

Programm zum Ostermorgen: Frohlocket, ihr Chöre der Engel - Victimae paschali laudes - aus dem GL die Choralmessen GL 104 ff

O Gott, was ist heut für eine heilige Nacht

Anmerkung: Gabler notiert die Melodie in drei Takten mit unterschiedlicher Anzahl von Schlägen. Es scheint angebracht, die 3 angegebenen Strophen von je einer Stimmgruppe solistisch zu singen. Insgesamt notiert Gabler 21 Strophen.

OGottWasIstKopfzeile

Solo: 

 

Freu' dich du Himmelskönigin - GVL 186

Freu Dich

S: A:

B:

 


Pfingsten

Komm', heiliger Geist, o dritte Person - GVL 189

In diesem Lied habe ich - zum ersten Mal - in den Takten 15 und 16 kleinere  Veränderungen in der Melodiefürhung und in folge davon auch im harmonischen Ablauf vorgenommen. So scheint mir der Satz durch die Modulation homogener zu sein.

Komm heiliger Geist

S: A:

B:

 


Fronleichnam: Wallfahrt- und Prozessionslieder

 

Jesus, mein Heiland - GVL 95

Rorate Kopfzeile 

S: A:

B:

Was nur hier auf Erden lebet - GVL 198

FlWasNurHier

Im Notenpool gibt es das Liedblatt als pdf!

 


 

Wend', o Gott, dein Angesicht - GVL 359

FlWendOGott

Im Notenpool gibt es das Liedblatt als pdf!

 

 

Könnte ich wohl mutlos klagen - GVL 359

FlKönnteIchWohl

Im Notenpool gibt es das Liedblatt als pdf!

 


 Allerheiligen - Allerseelen

Der Monat November beginnt im christliche Kalender mit dem Fest Allerheiligen, gefolgt vom Allerseelentag, und endet vor dem ersten Advent mit dem Fest Christ-König , evangelisch mit dem Totensonntag. Die Zeitläufte haben mindestens im Schlichtlande Allerheiligen und Allerseelen in einer nachmittäglichen Allerheilig-Allerseelen-Andacht mit anschließendem 'Gräberumgang' zusammengefasst. Landauf und landab besuchten nicht nur die Pfarrangehörigen die Gräber ihrer Verstorbenen, die gesamte Verwandschaft reiste duch die Lande und so waren die Kirchen am 1. November gefüllt wie nicht einmal an Weihnachten.

Auch aus diesem Grunde sah sich der Steinacher Singkreis verpflichtet, am Nachmittag, 14 Uhr, besonders festliche und - wg. Allerseelen - auch besinnliche Weisen zur Gestaltung dieser ganz besonderen Andacht beizutragen.

Bildschirmfoto 2020 11 24 um 13.56.35

Beiträge kamen auch von Josef Gabler, etwa die zweistimmig gesungene Allerheiligen-Litanei, aber auch andere Lieder und Weisen der geistlichen Volksmusik: Liedblatt 2016

zur Eröffnung: Bläser-Intrada und/oder gleich "Wachet auf, ihr Menschenkinder"

WachetAuf

nach der Begrüßung: Gabler GVL 607 - lauretanische Litanei

Bildschirmfoto 2020 11 24 um 11.09.52

hier das Liedblatt der Litanei

 


Christkönig

"Vom allerheiligsten Sacrament" GVL 191

 Die zweite Strophe dieses Liedes ist der ersten Strophe von GL 827 nachempfungen.DuOMenschKopfzeile

S: A:

B: